Premiere: 14. November 1992 zur Eröffnung des Off-Theater-Festivals FreiStil 92 Diese Inszenierung war der zweite Teil des Projekts „500 Jahre Entdeckung Amerikas“, mit dem die Auseinandersetzung mit dem Thema - Begegnung und Umgang mit dem Anderen - fortgesetzt wurde. Lag im ersten Teil der Akzent mehr auf der Begegnung der Europäer mit der fremden neuen Welt, stand nun die spätere Konfrontation der „Entdeckten“ und Eroberten mit der europäischen Fremde im Vordergrund. Noch deutlicher sollte dabei die historische Dimension heutiger Verhaltensmuster herausgestellt werden. Entdeckung kann immer wieder zur Eroberung werden, und diese kann zerstörerische Konsequenzen haben, auch wenn es nicht um ganze Kontinente geht. Spielerisch untersucht wurde die Frage, warum Begegnungen von Menschen ungeachtet des starken Bedürfnisses nach Nähe und Gemeinschaft nahezu unvermeidlich in Vereinzelung und Einsamkeit enden und wie aus dieser Enttäuschung und Frustration eine zerstörerische Gewalt wächst. Dieser innere Zerfall wurde konfrontiert mit den Erinnerungen und Visionen der Besiegten. In diesem „Traumspiel“ wurde versucht, die unzusammenhängende, doch scheinbar logische Form des Traums nachzubilden. Zeit und Raum schienen aufgehoben. Auf einer geringfügigen Grundlage von Wirklichkeit entfaltete sich die Phantasie und webte neue Muster - eine Mischung aus Erinnerung, Erlebnissen, freien Erfindungen, Ungereimtheiten und Improvisationen. Mit dieser Spielweise wurde versucht, dem weiträumigen und vielschichtigen Thema gerecht zu werden. Auch sollte auf diese Weise die Distanz zwischen historischem Geschehen und heutigem Alltag aufgehoben werden. Die Form des „Traumspiels“ erlaubte es zudem, von der üblichen Dramaturgie, bei der Geschichten nacheinander erzählt werden, abzuweichen und den Zuschauer gleichzeitig mit sechs Geschichten zu konfrontieren. Diese „simultane Dramaturgie“ war eine Aufforderung an den Zuschauer, sich auf eine neue, assoziative Wahrnehmungsweise einzulassen.